Vitamin B9 / Folsäure

Definition und Wirkung von Vitamin B9 / Folsäure
Kategorie
Funktion
Neuralrohrdefekt-Prophylaxe
Übertragung von Methylgruppen
Abbau von Homocystein
Bedarf
Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit
Risikogruppen für Zivilisationserkrankungen

Folsäure – Definition & leicht erklärt

Folsäure ist ein Vitamin der Gruppe der B-Vitamine und daher auch als Vitamin B9 bekannt. Die Gruppe der B-Vitamine besteht aus insgesamt acht Vitaminen, von denen jedes zahlreiche Funktionen im menschlichen Nervensystem und Stoffwechsel erfüllt. Jedes der B-Vitamine ist wasserlöslich, was bedeutet, dass unser Körper es bei Überschuss automatisch über den Urin ausscheidet.

Bei Vitamin B9 ist es besonders wichtig einen genaueren Blick auf die Namensgebung zu werfen: Folat gilt als Überbegriff für alle chemischen Strukturen, die dieselben Auswirkungen wie Folsäure haben und natürlicherweise in Lebensmitteln enthalten sind. Der Begriff Folsäure bezieht sich allerdings rein auf das synthetisch hergestellte Molekül mit den gleichen Wirkungen wie das natürliche Pendant Folat. Die Begriffe lassen sich also grundsätzlich synonym verwenden, beschreiben aber nicht zwangsweise den exakt gleichen Stoff.

Generell gilt aber, dass Folate, also sowohl die natürlichen als auch die synthetischen Formen von Vitamin B9, im menschlichen Körper in ihre aktive Form umgewandelt werden müssen. Erst dann können sie dort ihre Funktionen erfüllen. Diese aktive Form nennt man 5-Methyltetrahydrofolat, kurz 5-MTHF.

Untersuchungen zeigen aber, dass immer mehr Menschen aus genetischen Gründen zu dieser Umwandlung gar nicht in der Lage sind. Diese Menschen sind dann darauf angewiesen, 5-MTHF direkt aufzunehmen. Diese Form von Folsäure kann der menschliche Körper auch am besten speichern. Dabei werden zwischen 12 und 15 mg des Vitamins im Körper gespeichert. So kann er Vorräte anlegen, die die Folsäureversorgung sicherstellen. Diese sind allerdings bereits nach vier Monaten wieder aufgebraucht.

Folat in der Nahrung

Folathaltige Lebensmittel gibt es sowohl tierischen als auch pflanzlichen Ursprungs. Hühner- und Rinderleber, Eigelb sowie Weizenkeime, grünes Gemüse wie Spinat, Brokkoli, Feldsalat und Rosenkohl eigenen sich um etwas Folat zuzuführen.
Dass Folat vor allem in grünem Blattgemüse vorkommt, findet sich auch in der Namensgebung des Vitamins vor. Das Wort Folio kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Blatt“.

Die Funktionen von Folsäure

Zellbildung Wird für die Neubildung von Körperzellen benötigt.
Schwangerschaft Bildung der Plazenta und das Wachstum des mütterlichen Gewebes. Darüber hinaus ist Folsäure eine wichtige Prophylaxe gegen den Neuralrohrdefekts.
Syntheseprozesse Überträgt Methylgruppen, eine der Voraussetzungen dafür, dass der Körper Aminosäuren, Eiweiße und DNA produzieren kann. Dabei ist Folsäure an der Synthese von Thymidin beteiligt, dieses Nukleosid ist ein essentieller Bestandteil der DNA.
Gehirnfunktionen Folsäure wird auch für die Biosynthese von Phosphatidylcholin und von S-Adenosylmethionin benötigt. Phosphatidylcholin ist als natürlicher Bestandteil von Zellmembranen Teil der menschlichen Gehirn- und Nervenstruktur. S-Adenosylmethionin wird für die Bildung einiger Neurotransmittern und Hormonen benötigt.
Homocysteinstoffwechsel Folsäure ist essentiell für die Entgiftung von Homocystein.

Folsäure spielt eine Rolle in der Zellteilung. Sie wird für die Neubildung von Körperzellen benötigt und hat damit Einfluss auf viele Prozesse: Die Blutbildung, den Aufbau von mütterlichem Gewebe während einer Schwangerschaft, die regelmäßige Erneuerung der Schleimhäute des menschlichen Körpers und allen anderen Wachstumsprozessen. Darüber hinaus wirken Folate als Coenzym bei der Übertragung von Methylgruppen mit. Diese sind eine Voraussetzung dafür, dass der Körper Aminosäuren, Eiweiße und Thymidin – einen Bestandteil unserer DNA – synthetisieren kann. So ist auch die Synthese unserer eigenen DNA von unserem Folsäurestatus direkt abhängig.

Folsäure in der Schwangerschaft

Der Einsatz von Folaten in der Medizin

Folate nehmen einen immensen Einfluss auf den Verlauf von Schwangerschaften. Glücklicherweise ist dies heutzutage sehr gut erforscht und im Regelfall jedem Gynäkologen bekannt.

Folsäure fungiert als Prophylaxe gegen die Ausbildung eines Neuralrohrdefekts bei Neugeborenen. Damit bezeichnet man eine Fehlbildung im zentralen Nervensystem von Neugeborenen die bereits in den ersten Wochen einer Schwangerschaft entsteht. Durch einen Folsäuremangel schließt sich beim Embryo das Neuralrohr nicht, sodass das Neugeborene mit einem offenen Rücken zur Welt kommt.

Da auch der Aufbau von mütterlichem Gewebe stark von Folsäure abhängig ist, haben schwangere Frauen einen deutlich höheren Bedarf an Folaten. Nach Daten der WHO erreichen Frauen im gebärfähigen Alter allerdings nicht die wünschenswerten Folsäurewerte im Blut, die für eine gesunde und risikofreie Schwangerschaft benötigt werden. Vor allem nicht, wenn die Frauen vor Aufkommen des Kinderwunsches auf hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille oder die Hormonspirale gesetzt haben. Hormonelle Verhütungsmethoden entziehen dem Körper der Frauen viele wichtige Nährstoffe, sodass es etwas Zeit dauert, bis nach Absetzten der Pille oder anderen hormonellen Kontrazeptiva die Folsäurespeicher wieder aufgefüllt sind.
Aus diesem Grund empfehlen Gynäkologen und die deutschen Ernährungs- und Medizingesellschaften, bereits beim Aufkommen des Kinderwunsches bzw. beim Absetzen der hormonellen Kontrazeptiva mit der Supplementation von Folsäure zu starten. Aufgrund ihres Einflusses auf Mutter und Kind sollte diese während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit beibehalten werden.

Einige Medikamente, beispielsweise Antirheumatika oder Antidiabetika, sind sogenannte Folsäureantagonisten. Sie senken den Folsäurespiegel im Körper und erfordern daher die zusätzliche Supplementation von Folsäure.

Symptome einer Unterversorgung mit Folsäure

Wird der Körper nicht ausreichend mit Folsäure versorgt, kann das vor allem bei ungeborenen Kindern von schwangeren Frauen zu schwerwiegenden Folgen führen. Gerade im ersten Trimenon der Schwangerschaft, wenn sich die Organe das Kindes noch entwickeln, ist eine gute Versorgung äußert wichtig. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Neuralrohrdefekt oder zu anderen Fehlbildungen des Kindes.
Weitere Merkmale eines ausgeprägten Mangels an Folsäure betreffen insbesondere die Haut, sie wirkt blass und kraftlos, die Zungenschleimhaut entzündet sich. Grund für die Blässe ist eine Blutarmut, auch Anämie genannt. Darunter versteht man einen Zustand bei dem zu wenig rote Blutkörperchen, Erythrozyten, gebildet werden. Diese sind für den Sauerstofftransport im Körper zuständig. Eine direkte Folge der Anämie ist also, dass die Organe im Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt werden können.

Darüber hinaus kann ein Folsäuremangel Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen auslösen. Aktuelle Studien assoziieren einen zu niedrigen Folatstatus mit einem erhöhten Krebsrisiko. Auch bei Patienten die unter einer Depression leiden, wurden auffällig tiefe Werte von Folsäure gemessen.

Eine Überdosierung mit Folsäure die sich toxisch auf den Körper auswirkt ist nicht bekannt. Allgemein werden tägliche Dosierungen von bis zu 1 mg als risikofrei beschrieben und eigenen sich daher auch für langfristige Einnahmen.

Definition und Wirkung von Vitamin B9 / Folsäure