Vitamin B1 – Definition und leicht erklärt
Thiamin ist ein Vitamin der Gruppe der B-Vitamine und auch als Vitamin B1 bekannt. Die Gruppe der B-Vitamine besteht aus insgesamt acht Vitaminen von denen jedes zahlreiche Funktionen im menschlichen Nervensystem und Stoffwechsel erfüllt. Jedes der B-Vitamine ist wasserlöslich, was bedeutet, dass unser Körper es bei Überschuss automatisch über den Urin ausscheidet.
Als Thiamin wird die inaktive Form von Vitamin B1 bezeichnet. Die aktive Variante, die als Coenzym im Körper in zahlreichen Prozessen mitwirkt, nennt man Thiamindiphosphat. Für die Umwandlung von inaktivem Vitamin B1 in aktives wird Magnesium benötigt.
Im menschlichen Körper können keine großen Mengen von Vitamin B1 gespeichert werden. Daher ist es wichtig, das Vitamin regelmäßig über die Ernährung aufzunehmen um eine ununterbrochene Versorgung sicherzustellen.
Vitamin B1 in der Nahrung
Lebensmittel mit einem besonders hohen Gehalt an Thiamin sind Bierhefe, Weizenkeime, frische Sonnenblumenkerne und Sojabohnen sowie gerösteter Sesam. Geringere Mengen findet man in Produkten aus Vollkorngetreide, Macadamianüsse Schweinefleisch und Löwenzahn. Allerdings sollte bedacht werden, dass bei der Zubereitung der Speise oft ein Großteil des Vitamin B1-Gehalts zerstört wird. Grund dafür ist die Hitzelabilität, die Wasserlöslichkeit und Oxidationsempfindlichkeit des Vitamins.
Die Funktionen von Thiamin
Vitamin B1 oder Thiamin wird umgangssprachlich auch das „Nervenvitamin“ genannt. Grund dafür ist sein großer Einfluss auf das menschliche Nervensystem. Zum einen wird es für die Reizleitung im zentralen und peripheren Nervensystem benötigt. Zum anderen ist es auch für den Energiestoffwechsel innerhalb der Nervenzellen wichtig. Thiamin beeinflusst auch die Neurotransmitter Serotonin, Acetylcholin und GABA sowie Glutamat und Aspartat.
Darüber hinaus ist Vitamin B1 in der Lage, die körpereigene Bildung von AGEs zu reduzieren. Diese Abkürzung steht für „Advanced Glycation Endproducts“ und beschreibt eine Proteinverzuckerung bzw. ein Verkleben von Proteinen mit Zuckern. Entstehen diese Stoffe vermehrt, gelten sie als Risikofaktoren für Nephropathien, Retinopathien, Neuropathien und Gefäßschädigungen, also Erkrankungen der Nieren, der Netzhaut, des Nervensystems und der Blutbahnen. Da sie in Verbindung mit diversen Alterungsprozessen stehen, werden sie als eine Art „chemische Uhr des Körpers“ betrachtet.
Vitamin B1 in der Medizin
In der Medizin wird Vitamin B1 aufgrund seiner Eigenschaften auf den menschlichen Körper bereits bei mehreren Indikationen eingesetzt. Die bekanntesten davon sind die klassische Form des Diabetes und die Alkoholkrankheit. Aber auch bei diabetischen und anderen Neuropathien, dem Carpaltunnelsyndrom sowie dem Hand-Fuß-Syndrom und einer Herzinsuffizienz konnten mit Thiamin Erfolge erzielt werden.
Patienten die oft Diuretika, also harntreibende Medikamente einnehmen, profitieren ebenfalls von der Einnahme von Vitamin B1, da über die vermehrte Urinausscheidung größere Mengen an Vitamin B1 verloren gehen.
Unterversorgung mit Thiamin
Menschen die von einem Vitamin B1-Mangel betroffen sind, leiden oft unter Konzentrations- und Schlafstörungen und verlieren auffällig viel Gewicht. In schweren Fällen kann es zu einer Depression kommen. Weitere Symptome eines Thiaminmangels sind das Auftreten von Neuropathien, eine Kardiomyopathie, so wird eine strukturelle Veränderung der Herzmuskulatur genannt, sowie eine Lactazidose, eine Übersäuerung des Blutes durch Laktat.
Das klassische Krankheitsbild von stark ausgeprägtem Thiaminmangel ist die Beriberi-Krankheit. Diese trat vor allem Ende der 1800 Jahre in Asien aufgrund von flächendeckender einseitiger Ernährung mit poliertem weißem Reis auf. Die Betroffenen leiden an Störungen der Muskulatur und des Nervensystems, oft ist auch das Herz-Kreislauf-System eingeschränkt.
In eher wohlhabenden Ländern lässt sich ein Thiaminmangel besonders bei alkoholkranken Menschen beobachten. Das liegt zum einen an einer bei Alkoholikern oft einseitigen Ernährung und zum anderen daran, dass Thiamintransporter im Darm von Ethanol gehemmt werden. Häufiger Konsum von Alkohol führt also dazu, dass Thiamin im Körper nicht mehr richtig transportiert werden und folglich seine Funktionen nicht mehr erfüllen kann. Neben Vitamin B1 beeinflusst erhöhter Alkoholkonsum auch die Blutspiegel von Vitamin B12, Folsäure, Magnesium, Zink und Kalium.
Eine mögliche Folge von langanhaltender Thiaminunterversorgung ist das Auftreten von Herzerkrankungen wie der Herzinsuffizienz und einer starken Schädigung des Gehirns. In besonders ausgeprägten Fällen entwickeln Betroffene eine Wernicke-Enzephalopathie.